Hier werden die Ergebnisse der Umfrage unter 100 Journalisten und Journalistinnen zur Berichterstattung der Medien über Gesichtsmasken in Anbetracht der Covid-19-Krise dargestellt.
Der Artikel gliedert sich in diese Abschnitte:
- Hintergrund dieser Umfrage
- Stichprobe
- Ergebnisse
- Interpretation und Resüme
Hintergrund dieser Umfrage
Westeuropäer tragen kaum Masken, viele Asiaten schon
Die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung und die meisten Menschen in Westeuropa und den USA tragen keine Gesichtsmasken, um sich gegen die Atemwegserkrankung Covid-19 zu schützen. Allerdings haben einige Länder (Österreich, Tschechien) und auch in Deutschland einige Städte mittlerweile begonnen, dagegen etwas zu unternehmen.
Ganz anders ist die Situation in einer Reihe von Regionen in Asien, wie China, Südkorea, Hongkong, Taiwan oder auch Japan. Diese Länder in Asien, die von Anfang an auch auf Gesichtsmasken als Schutz gegen die Corona-Ausbreitung setzten, haben trotz früherer Fälle die Epidemie weiteraus besser im Griff als Europa oder die USA. Dies gilt, obwohl es – abgesehen von China – in diesen Regionen weniger Bewegungseinschränkungen für die Bevölkerung gibt.
Vor wenigen Tagen hat Singapore, eines der Länder in Asien, welches bisher keine Gesichtsmasken für Gesunde empfohlen hat, eingelenkt. Singapore empfiehlt nun das Maskentragen. Singapore hat sich zu diesem Schritt entschlossen, nachdem sich die Epidemie dort relativ zur Bevölkerungsanzahl weitaus stärker ausbreitete als in den maskentragenden Ländern und Regionen in Asien.
Forschungsbefunde sprechen für Schutzwirkung
Die Erfahrungen in Südkorea und in anderen maskentragenden Ländern und Regionen Asiens sind nicht rein kulturell bedingt und beruhen nicht vorwiegend auf Glaubenssätzen, sondern sind konsistent mit einer Reihe wissenschaftlicher Studien:
- ein Cochrane Review stellte fest, dass Händewaschen (mindestens 11 mal am Tag) das Risiko einer SARS-Infektion um 55 % reduzierte, einfache Gesichts-Masken um 68 %, Handschuhe um 57 %, Schutzkittel um 77 % und alles zusammen um 91 %
- eine experimentellen Studie mit ramdomisierter Zuweisung der Versuchpersonen zu den Gruppen, dass einfache Masken und Atemschutzmasken das individuelle Ansteckungsrisiko für Grippe drastisch reduzierten, wenn die Masken getragen wurden. Wohl gemerkt, es sank das individuelle Risiko, dass sich die Menschen, die die Masken trugen, infizierten
- eine Studie aus Australien zeigt ebenfalls, dass Menschen, die Gesichtsmasken in der Community tragen, seltener an viralen Atemwegserkrankungen erkranken, WENN die Compliance gegeben ist, also die Masken getragen werden. Auch hier wird ein Eigenschutz deutlich. Das Problem ist die typischerweise geringe Compliance – die Menschen tragen die Masken nicht. Dies wiederum hängt aber fraglos von der Bedrohungssituation und der öffentlich zur Verfügung gestellten Information ab, wofür die Medien fraglos einen wichtigen Beitrag leisten
- ein Übersichtsartikel zum Gebrauch von Gesichtsmasken in Community-Settings gelangt ebenfalls zum Ergebnis, dass Gesichtsmasken das Infektionsrisiko für Atemwegserkrankungen reduzieren können, entscheidend ist die Compliance und der frühe Einsatz des Masken
- bezüglich der Prävention der Influenza-Ansteckung gelangt ein anderer Übersichtsartikel, dass die Wirksamkeit von einfachen Masken und Atemschutzmasken für den Fremdschutz gut gesichert sei, ebenfalls werden in dem Artikel Befunde dargestellt, die für eine Wirksamkeit im Sinne von Eigenschutz sprechen, auch wenn dieser nicht genauso gut gesichert sei wie der Fremdschutz
- ein wissenschaftlicher Modellierungsartikel zeigt auf unter Berücksichtigung aller vorliegenden Daten, dass eine Grippe-Epidemie gestoppt werden könnte, wenn 80 % der Bevölkerung Gesichtsmasken tragen
- ähnlich wird auch im Nationalen Pandemieplan II des Robert Koch Instituts geschildert, dass empirische Evidenz für Masken vorliege und diese Evidenz höher sei als für das Händewaschen
Vor diesem Hintergrund stellt sich für mich Frage, wie es eigenltich passieren konnte, dass Atemschutzmasken und OP-Masken für den Fall einer Pandemie nicht ausreichend vorhanden sind? Ebenso frage ich mich, ob die Abwertung der Wirksamkeit der Masken durch Verantwortliche eben von dieser Frage ablenken sollte?
Maskenkritische Tendenz der Berichterstattung seit Anfang der Krise
Trotz der klaren Vorreiterrolle asiatischer Länder, die bereits früher mit dem SARS-Virus und auch jetzt vor Westeuropa und den USA Erfahrungen mit dem SARS-CoV-2 machen mussten, war in Deutschland die Berichterstattung über Gesichtsmasken seit Beginn der Epidemie bis vor Kurzem in großer Mehrheit negativ.
Von Bericht zu Bericht wurde die Wirksamkeit der Masken in Frage gestellt, immer wieder gab es gar Behauptungen, Masken könnten sogar das Infektionsrisiko erhöhen. Wissenschaftliche Grundlagen waren für diese Behauptungen weder auffindbar noch wurden sie benannt.
Erst in den letzten 2-3 Wochen begann sich der Trend zu ändern und aktuell kehrt sich die Berichterstattung in ihr Gegenteil. Plötzlich scheinen Masken populär zu werden.
Blick aus Asien
Von Kambodscha aus habe ich diese Berichterstattung mit Verblüffung, Ratlosigkeit und Sorge wahrgenommen, zumal sich der Effekt solcher Berichterstattung selbst hier in Kambodscha beobachten lässt:
- Gruppen von Europäern laufen noch heute ohne Gesichtsmasken durch die Straßen. Spricht man sie an, hört man, Masken würden nicht wirken. Manche scheinen auch tatsächlich zu glauben, Asiaten verbürgen gern ihr Gesicht und das sei der Grund für das Maskentragen
Was wäre, wenn …?
Wo würden wir heute stehen, wenn es in Westeuropa seit Januar geheißen hätte “die Masken auf!”?
Wir wissen es nicht, aber vor dem Hintergrund der Forschungsbefunde ist mindestens möglich, dass sich Europa in diesem Fall heute in einer ähnlichen Situation befinden würde, wie Südkorea jetzt:
- eine ernste Situation, die aber keineswegs katastrophenartigen Charakter trägt
Motivation für die Umfrage
Vor diesem Hintergrund halte ich es für wichtig, sich mit der maskenkritischen Berichterstattung auseinanderzusetzen. Hierfür habe ich diese Umfrage durchgeführt.
Gründe für die Umfrage unter Journalisten waren:
- um besser zu verstehen, was Journalisten selbst über diese Situation denken und wie sich möglicherweise ihre Berichterstattung erklärt
- um im Rahmen meiner sehr begrenzten Möglichkeit als Einzelmensch wenigstens zu versuchen, ein Problembewusstsein über die eigene Berichterstattung und deren Konsequenzen zu fördern
Stichprobe und Stichprobengewinnung
Es wurden allgemeine Presseverteiler (ZIMPEL, NEWS AKTUELL, PRESSRELATIONS) sowie weitere Presseportale genutzt, um Journalisten durch eine Pressemitteilung für die Teilnahme zu werben.
Die Auswertung wurde nach 100 Antworten durchgeführt. Es ergab sich folgende Zusammensetzung:
- an der Umfrage beteiligten sich Journalisten im Alter von 28 bis 83 mit einem Durchschnittsalter von 55 Jahren (Median: 54)
- 65 % der Teilnehmenden waren Männer, 33 % Frauen und 2 % benannten ein nicht-binäres Geschlecht
- 45 % gaben an, freiberuflich tätig zu sein. 39 % befanden sich in einem einfachen Angestelltenverhältnis und 16 % nah eigener Angabe in einem Angestelltenverhältnis in leitender Position
- 72 % hatten bereits über die Corona-Krise berichtet, 51 % gaben an, bereits zum Thema Gesichtsmasken geschrieben zu haben
- 40 % der befragten Journalisten gaben an, für Medien im Internet zu schreiben, 47 % schrieben für Zeitungen und Magazine, 19 % arbeiteten für das Fernsehen, 14 % für das Radio und 21 % gaben “anderes” an. Diese Zahlen addieren sich nicht zu 100, weil Befragte teilweise in verschiedenen Bereichen tätig waren
Die Umfrage beansprucht keine Repräsentativität, sondern es handelt sich um eine anfallende Stichprobe von Journalisten, von denen sich eine Mehrheit bereits professionell mit dem Thema Coronavirus im Rahmen ihrer journalistischen Tätigkeit befasst hat.
Es handelt sich insofern nicht um eine repräsentative, aber um eine hochinformierte und insofern aussagekräftige Stichprobe.
Tatsächlich ist die Repräsentativität von Stichproben nur dann wirklich wichtig, wenn genaue Prozentsätze oder punktgenaue Zahlen ermittelt werden sollen.
In der Psychologie, aus der ich komme, ist beispielsweise die große Mehrheit der Studien nicht repräsentativ, was aber ihren Wert nicht schmälert. Auch Falberichte und Interviews von Journalisten sind nicht repräsentativ, aber dennoch wertvoll.
In diesen Zielbereich fällt auch die hiesige Umfrage. Sie soll Einsichten und Erkenntnisse liefern, ohne zu behaupten, dass die zahlenbezogenen Ergebnisse für alle Journalisten Gültigkeit hätten.
Die Größe des Stichprobenumfanges der Umfrage ist ausreichend. Ein großer Stichprobenumfang ist vor allem dann wichtig, wenn präzise Zahlen angestrebt und Zufallsfehler eliminiert werden sollen. Je genauer auf die Kommastelle gemessen werden soll, desto wichtiger ist ein großer Stichprobenumfang.
Bei der aktuellen Umfrage stellte ich demgegenüber fest, dass sich schon ab 30 Teilnehmenden die Ergebnisse nur noch geringfügig verschoben, so dass ich die Anzahl von 100 als guten Punkt betrachtet habe, um die Auswertung vorzunehmen.
100 Journalisten, von denen 78 bereits über Covid-19 und 51 bereits über Gesichtsmasken berichteten, halte ich für eine aussagekräftige Basis.
Ergebnisse
Sehen Journalisten selbst einen Zusammenhang zwischen der Berichterstattung in den Medien und dem Verhalten der Menschen?
“Liegt es Ihrer Ansicht nach auch an den Medien, dass in Deutschland und anderen Teilen Westeuropas selbst an dichgedrängten Stellen die meisten Menschen keine Gesichtsmasken tragen?”
- im Ergebnis sahen 30 % der Befragten eine starke Verantwortung und 39 % eine mittlere Verantwortung bei den Medien. 21 % sahen bei den Medien lediglich eine geringe und 10 % gar keine Verantwortung
- insgesamt sahen also 69 % der befragten Journalisten eine substantielle Verantwortung bei den Medien für die Sachlage, dass ein großer Anteil der Bevölkerung in Deutschland und Westeuropa keine Masken trägt
Es gab aber auch einige freie Kommentare, die andere Sichtweisen begründeten:
- “Journalistische Verantwortung! Es sind nicht genug Masken für alle verfügbar –> Keine unnötige Verbreitung von Panik, weil Masken für manche nicht verfügbar sind, oder zu teuer sind (durch Hamsterkäufe, bzw. Wucherpreise), Vermeidung von 2-Klassen-Gesellschaft (Personen mit Masken und jene die keine bekommen haben).”
Zu seiner eigenen Recherche ergänzte der gleiche Kommentator:
- “Ich habe zum Thema Masken noch nicht besonders recherchiert. Solange selbst beim Gesundheitspersonal noch keine flächendeckende Versorgung mit Masken gegeben ist, ist es nicht sinnvoll, die Bevölkerung von diesen Maßnahmen zu überzeugen. Vorrang sollten jene Personen in Pflegeberufen, kritischer Infrastruktur etc. haben.”
Zwei weitere Journalisten kommentierten folgendermaßen:
- “Es gibt zur Zeit keine Masken zu kaufen! Preise sind Mondpreise. Das ist recherchiert. Da muss nicht Nachfrage geweckt werden für Dinge die zur Zeit nicht Verfügbar sind.”
- “Journalisten wollten nicht einen Run auf Masken in der Bevölkerung auslösen, wenn schon die Masken für die Mediziner knapp sind.”
Eine weitere Position äußerte:
- “Möglicherweise wollen Medienschaffende in dieser Krise mit sehr kritischen Artikeln nicht noch weitere Verunsicherung schaffen. Deshalb könnten sie eher geneigt sein, die offiziellen Positionen der Regierungen nicht so kritisch zu hinterfragen wie üblich.”
Diese Einzelstimmen plädierten also für eine strategische Berichterstattung, die der angenommenen Sachlage gerecht werden soll, dass es nicht genügend Masken gebe und die zudem eine Beunruhigung der Bevölkerung vermeiden solle.
Ausgesprochen den eigenen Behörden vertrauend und staatstragend gibt sich auch dieser Journalist in seinem Kommentar:
- “Ich verlasse mich darauf, was das eidgenössische Bundesamt für Gesundheit empfiehlt. Zur Zeit (!) hält dieses eine allgemeine Maskenpflicht als eher kontraproduktiv, das kann allerdings auch spezifisch für die Schweiz sein. In solchen Zeiten ist es wichtig, dass kein Chaos entsteht. Wir Journalisten sollten sehr zurückhaltend mit eigenen Empfehlungen sein.”
Ein anderer Journalist problematisierte in seinem Kommentar demgegenüber die Vermischung von “Wirksamkeit” und “Verfügbarkeit” durch verantwortliche Gesundheitsbehörden:
- “Ich habe einen Bericht aus Asien gelesen, der über Businsassen berichtete. Diejenigen mit Maske haben sich nicht angesteckt. Zudem kann man zwischen den Zeilen lesen, wenn Schweizer oder deutsche Gesundheitsexperten herumdrucksen und sagen, die Masken sind für das medizinische Personal. Weil es halt nicht genug Masken gibt für die Bevölkerung”
Wie aber beurteilen die befragten Journalisten die Maßnahmen anderer Staaten, um eine ausreichende Maskenverfügbarkeit zu gewährlesten?
“Wie finden Sie die Anleitungen an die Bevölkerung in Ländern, wie Kambodscha, Kuba oder Tchechien, wo es einen Mangel an Gesichtsmasken gibt, diese selbst herzustellen, um eine Barriere gegen die Tröpfchen zu ermöglichen?”
- 92 % der Befragten fanden diesen Ansatz sehr gut (36 %), gut (28 %) oder eher gut (28 %). Lediglich 8 % der Befragten fanden diesen Ansatz eher schlecht (3 %), schlecht 4 %) oder sehr schlecht (1 %)
Was denken die befragten Journalisten selbst über die Fundiertheit der Berichterstattung in den Medien zum Thema Masken?
“Für wie fundiert, auf eigener Recherche beruhend, die Erfahrungen in aller Welt und wissenschaftliche Studien berücksichtigend, halten Sie im Durchschnitt die Berichterstattung in Deutschland/Westeuropa zum Thema Gesichtsmasken seit Anfang der Epidemie?”
- eine klare Mehrheit der Befragten von 64 % entschieden sich für eine kritische Bewertung und hielten die Berichterstattung für gar nicht fundiert (9 %), nicht fundiert (14 %) oder eher nicht fundiert (41 %). Demgegenüber meinten 36 %, die Berichterstattung sei sehr fundiert (3 %), fundiert (11 %) oder eher fundiert (22 %)
Ebenfalls wurden die Befragten gebeten, folgende Aussage zu bewerten:
“Wir sollten uns selbstkritisch damit beschäftigten, wie die Haupttendenz in unserer Medienberichterstattung zu Gesichtsmasken entstehen konnte und warum wir Erfahrungen aus anderen Ländern vernachlässigten”
- eine Mehrheit von 60 % der befragten Journalisten bejahte diese Aussage uneingeschränkt (17 %) oder eher (43 %). Demgegenüber verneinten 16 % der Befragten diese Aussage uneingeschränkt (10 %) oder eher (6 %). 24 % gaben “weder noch” an
Haben sich die befragten Journalisten um Interviews mit entsprechenden Experten in Asien bemüht oder diese durchgeführt?
Diese Frage wurde dabei nur für diejenigen ausgewertet, die über Gesichtsmasken tatsächlich berichtet hatten, da nur von diesen eine solche Recherche zu erwarten gewesen wäre.
“Haben Sie sich um Interviews bemüht oder durchgeführt mit medizinischen Vertretern in Asien, die Gesichtsmasken für einen wirksamen Schutz halten, wie beispielsweise mit Professor Kim Woo-joo vom Guro-Krankenhaus der Korea-Universität, der bereits die Bekämpfung der SARS und MERS-Infektion anleitete und nunmehr in Süd-Korea für die Maßnahmen gegen Covid-19 mitverantwortlich ist?”
- nur 6 derjenigen 51 Journalisten, die bereits über Gesichtsmasken berichtet hatten, bejahten diese Aussage. Eine Journalistin benannte in ihren Kommentar einen Link zu ihrem entsprechenden Artikel, in dem zu Gesichtsmasken geraten wurde. Die große Mehrheit gab an, sich weder um Interviews bemüht noch diese durchgefüht zu haben
Wie erklärt es sich, dass sich so wenig um direkte Informationen und Einschätzungen aus betroffenen Ländern aus Asien bemüht wurde?
“Woran liegt es Ihrer Ansicht nach, dass die Ansichten von führenden Medizinern in Asien sich in den Bewertungen über Masken in den Berichten der Presse in Europa nicht oder nur eingeschränkt wiederfinden?”
- 45 % bejahten die Aussage “wir schauen eben eher nach Europa“. 37 % bejahten die Aussage “wir haben eher nachgeredet, was uns deutsche/europäische Behörden und Ansprechpartner sagten“. 52 % bejahten mindestens eine dieser beiden Aussagen
- 19 % bejahten die Aussage “wir haben nicht genug nachgedacht und nicht genug recherchiert“. 21 % stimmten der Aussage zu “wir haben es einfach ausgeblendet“
- Mindestens einer von diesen vier Aussagen stimmten 65 % der befragten Journalisten zu
- demgegenüber stimmmten lediglich 10 % der Befragten der Aussage zu: “Wir haben die Positionen und Erfahrungen der Mediziner aus Asien ausreichend gewürdigt“
- nur 2 % meinten “die Fachkompetenz der asiatischen Mediziner ist geringer”
Ein Kommentar führte aus:
- “Asiatische Medizin beruht auf viel Aberglauben. Deswegen kann man vieles nicht glauben…“.
Andere Kommentare benannten mögliche kulturelle Unterschiede:
- “Das Tragen von Gesichtsmasken hat in asiatischen Ländern seit Langem Tradition -bei uns eben nicht.”
- “Das ist eher ein gesellschaftliches Problem. In China werde Masken im Kollektiv getragen, wir sind eher individuell eingestellt.”
- “Was für Asien gut ist, ist nicht unbedingt für die Schweiz richtig. Japan hat eine Tradition mit Gesichtsmasken, die wir nicht haben, es geht hier nicht allein um Übertragungswege, die Psychologie spielt eine ganz wichtige Rolle. Wenn Masken übrigens falsch gehandhabt werden, sind sie eher Übertragungsherde denn ein Schutz.”
In einem freien Kommentar eines Journalisten ergab sich der Hinweis, dass sich die Sichtweise auf die Erfahrungen in Asien bei einigen Journalisten ändert und diese künftig in der Berichterstattung stärker zur Kenntnis genommen werden dürften:
- “Es ist unstreitbar, dass wir uns nachhaltig in der Hauptsache an den Veröffentlichungen der US John Hopkin Universität orientierten/orientieren und besonders am RKI und deren Koryphäen. Jedoch haben meine Kollegen Journalisten der … (Anmerkung: aus Anonymisierungsgründen entfernt) und meine Person eine nützliche Bremse eingebaut. Seit zwei Wochen werten wir jetzt vorrangig die Ergebnisse und Erkenntnisse der asiatischen Wissenschaftler aus. “
Gab es hier Veränderungen der Berichterstattungstendenz?
“Hat sich die Berichterstattung in den Medien nach Ihrer Ansicht mittlerweile geändert ?”
- 68 % bejahten diese Aussage und gaben an, dass Masken nun zunehmend in Medienberichten empfohlen würden. 24 % gaben an, dass keine Veränderung vorliege und Masken weiterin vorwiegend kritisch gesehen würden. 8 % der Beftraten wählten die Auswahlmöglichkeit “ich weiß es nicht“
Wie ist die eigene Meinung der Befragten?
Die Journalisten wurden ebenfalls zu ihrer eigenen, persönlichen Meinung über die Wirksamkeit von Gesichtsmasken befragt:
“Wie stehen Sie selbst zu Gesichtsmasken als Prävention gegen die Ausbreitung der Corona-Epidemie?”
- eine deutliche Mehrheit von 66 % bejahte die Wirksamkeit von Masken. 19 % hielten Masken für unwirksam und 15 % gaben an, es nicht zu wissen.
Gefragt wurde zudem, ob diese Position von vorherein gegeben war oder sich entwickelt hatte:
Wie hat sich ihre eigene Position entwickelt?
- 55 % der befragten Journalisten gaben an, dass sie mittlerweile positiver über Masken denken als am Anfang. Keine Veränderung der eigenen Position benannten 40 % der Befragten. 5 % gaben an, jetzt negativer über Masken zu denken als zuvor.
Wie erleben Journalisten die Stimmigkeit der unterschiedlichen Positionen, insbesondere der “asiatischen Position” zu Gesichtsmasken und den entsprechenden Leitsätzen und Empfehlungen beispielsweise des Robrt Koch Instituts?
“Was halten Sie von folgender in weiten Teilen Asien offiziell vertretener Aussage: “Masken sollten ausnahmslos getragen werden, wenn wir mit Menschen komunizieren oder ihnen nahe sind, weil wir nicht wissen, wer infiziert ist. Sowohl Infizierte, Nicht-Infizierte wie auch Menschen, die nicht wissen, ob sie infiziert sind, sollten daher Masken tragen.”
- 76 % der Befragten bewerteten diese Aussage als sehr überzeugend (32 %), überzeugend (30 %) oder eher überzeugend (14 %). Lediglich 24 % bewerteten diese Aussage als absolut nicht überzeugend (5 %), nicht überzeugend (7 %) oder eher nicht überzeugend (12 %)
Die in Deutschland verbreiteten komplexen Empfehlungen, die wiederum zum Zeitpunkt der Umfrage bis letzter Woche noch der WHO entsprachen, wurden den Journalisten in zwei Teilfragen zur Bewertung vorgegeben:
“Was halten Sie von der bisher in Deutschland offiziell vertretenen Position, dass nur bestätigte Infizierte Masken tragen sollen, nicht aber diejenigen, die nicht wissen, ob sie infiziert sind, es aber womöglich dennoch sind?”
- 79 % der Befragten bewerteten diese Aussage als absolut nicht überzeugend (41 %), nicht überzeugend (22 %) oder eher nicht überzeugend (16 %). Nur 21 % bewerteten diese Aussage als sehr überzeugend (4 %), überzeugend (11 %) oder eher überzeugend (6 %)
“Was halten Sie von der derzeit in Deutschland offiziell vertretenen Aussage, dass Menschen, die mit jemanden Umgang haben, der infiziert ist, zum Eigenschutz Masken tragen sollten, dass dies aber nicht nötig sei, wenn sie nicht wissen, ob jemand infiziert sei, obgleich er durchaus infiziert sein mag?”
- erneut 79 % der Befragten bewerteten diese Aussage als absolut nicht überzeugend (43 %), nicht überzeugend (19 %) oder eher nicht überzeugend (17 %). Nur 21 % bewerteten diese Aussage als sehr überzeugend (5 %), überzeugend (10 %) oder eher überzeugend (6 %)
Können Journalisten frei über eine positive Einstellung zu Gesichtsmasken berichten?
“Wie sehr stimmen Sie dieser Aussage zu?: Ehrlich gesagt, glaube ich ganz persönlich schon, dass es hilfreich ist, eine Maske zu tragen, aber es ist schwierig, dies in Artikeln so zu vertreten.”
- 67 % derjenigen, die Masken befürworteten, gaben an, darüber ohne wesentliche Probleme journalistisch berichten zu können. Umgekehrt fanden allerdings die verbleibenden 35 % der Befragen, dass es durchaus mit gewissen Schwierigkeiten verbunden sei, eine Pro-Masken-Position zu vertreten
In den Kommentaren wurde allerdings bis auf eine Ausnahme (“Anruf vom Chef, der zur kritischen Berichterstattung über Masken aufforderte“) deutlich, dass sich diese Schwierigkeiten offenbar vorwiegend erneut aus eigenen Skrupeln wegen mangelnder Maskenverfügbarkeit ergeben:
- “Die Ressourcen sind knapp. Es gilt die Abwägung zwischen berechtigtem Interesse der Ärzteschaft und des Pflegepersonals vs. berechtigtem Interesse des einzelnen, bestmöglich geschützt zu sein.”
Andere Kommentare betonten, dass keine Schwierigkeit bestehe, positiv über Masken zu berichten:
- es ist nicht schwierig diese Meinung in Artikeln zu vertreten!
- es ist nicht schwierig, dies in Artikeln so zu vertreten. Mittlerweile wird in Österreich zum Tragen von Masken aufgerufen. Jedenfalls ist es ab dem 1.4. Pflicht, beim Betreten eines Supermarktes eine Maske zu tragen
- es ist nicht schwierig es zu vermitteln, nur ist es schwierig gegen die eingefahrenen Meinungen manchen anzukommen
- es ist nicht schwierig, sondern eine Frage des Rückgrates
- es ist nicht schwierig, das öffentlich zu vertreten – jedenfalls dann nicht, wenn man unabhängig berichtet statt Hofberichterstattung zu betreiben
Wie wollen es die befragten Journalisten mit ihrer künftigen Berichterstattung halten?
“Werden Sie künftig im Rahmen ihrer journalistischen Arbeit den Menschen das Tragen von Gesichtsmasken empfehlen?”
- 17 % gaben an, nicht zu diesem Thema zu schreiben. Von denjenigen, die sich mit dem Thema beschäftigen wollten, bejahten 69 % diese Aussage mit Ja (44 %) oder eher ja (25 %). 23 % verneinten diese Aussage demgegenüber mit Nein (10 %) oder eher nein (13 %). 8 % waren sich unschlüssig (“weiß ich nicht”)
Was sind die Konsequenzen dessen, dass ein Großteil der Bevölkerung in Deutschland und anderen Teilen Westeuropas seit Anfang der Epidemie keine Masken getragen hat?
“Hätte die Epidemie eingegrenzt werden können, wenn die Bevölkerng von Anfang an Masken getragen hätte?”
- 50 % der Befragten beantworteten diese Aussage mit Ja (28 %) oder eher ja (22 %). 21 % der Befragten anworteten mit nein (10 %) oder eher nein (12 %). 29 % antworteten mit “ich weiß es nicht”
Interpretation und Resümee
Meinungswandel erkennbar
Von einer anfänglichen Ablehnung von Gesichtsmasken in den meisten Medienberichten bis zum Höhepunkt der Epidemie in Westeuropa hat sich mittlerweile eine Veränderung der Medienberichterstattung gegeben.
Diese Beobachtung spiegelt sich in den Antworten der Journalisten in dieser Umfrage wider:
Mehrheitlich gaben die Befragten an, dass die Medienberichte sich gewandelt hätten und nunmehr positiver zu Masken eingestellt seien.
Diese Entwickung der allgemeinen Berichterstattungs-Tendenz zeigten sich auch bei den Befragten selber:
Bezüglich der eigenen Meinung gab eine Mehrheit der Befragten an, dass diese sich verändert habe und gegenüber Masken positiver geworden sei.
Maskenkritische Empfehlungen wenig überzeugend
Eine große Mehrheit der Befragten gab zudem in der Umfrage an, von einer Wirksamkeit der Masken auszugehen. In der direkten vergleichenden Abfrage der “Pro-Maken-Empfehlungen aus Asien” und der “Gegen-Masken Empfehlungen in Deutschland” zeigte sich, dass eine überwältigende Mehrheit die Pro-Masken-Empfehlung für überzeugend und die Gegen-Masken-Empfehlung für nicht überzeugend hielt.
Dieser Befund ergibt sich nach meiner Einschätzung aus der objektiven Konsistenz und Logik des Pro-Masken-Empfehlung, während die Gegen-Masken-Empfehlung inkonsistent und unlogisch ist. Dies haben die Journalisten in dieser Umfrage wahrgenommen, es zeigte sich aber nicht in der Haupttendenz der Berichterstattung.
Die Konsistenz der Pro-Masken-Empfehlung ist einfach aufzuzeigen:
- wir wissen in der Regel nicht, ob jemand infiziert ist oder nicht, entsprechend sollten sich alle so verhalte, als ob das Gegnüber und die eigene Person infiziert sei. Dies ist einleuchend, stringent und nachvollziehbar
Ebenso einfach ist die Inkonsistenz der Gegen-Masken-Position belegbar:
- nach dieser Position sollen diejenigen Masken tragen, die krank sind, und diejenigen, die direkten Umgang mit einem Kranken haben. Alle anderen sollten keine Masken tragen. Diese Position macht die Entscheidung abhängig von einer Frage nachweise Symptome, anstatt der Infektion, über die wir im Regelfall nicht Bescheid wissen. Auch ist unlogisch, dass Menschen mit Umgang mit Kranken Masken tragen sollen. Warum, wenn Masken doch angeblich nicht zum Eigenschutz beitragen?
Festzuhalten bleibt, dass die maskenkritische Berichterstattungstendenz solche offensichlichen Inkonisstenzen ausblendete und der Bevölkerung dadurch eine letztlich inhaltlich nicht nachvollziehbare Empfehlung vermittelt hat.
Festgestellt werden kann aber ebenfalls, dass eine über lange Zeit überwiegend negative Berichterstattung über Gesichtsmasken sich nunmehr verändert und dass die befragten 100 Journalisten auch bei sich selbst mehrheitlich eine ähnliche Veränderung schildern.
Journalisten kritisieren Berichterstattung
Wie aber stehen die befragten Journalisten zu der vorherigen, überwiegend maskenkritischen Berichterstattung, die seit Januar bis vor ca. 2 Wochen das Bild der Berichterstattung maßgeblich prägte?
In der Befragung zeigten sich viele Journalisten selbstkritisch und formulierten Zweifel an der Angemessenheit und der Fundiertheit der vorherigen Berichterstattung. Auch sah eine große Mehrheit der befragten Journalisten eine Mitverantwortung der Berichterstattung für die bisherige Masken-Ablehnung durch die Bevölkerung.
Entsprechend sieht auch eine Mehrheit der Befragten die Notwendigkeit, die bisherige Berichterstattung selbstkritisch zu reflektieren und zu verstehen, wie es zu der maskenkritischen Berichterstattungs-Tendenz kommen konnte.
Erklärung für Maskenkritik
Mehrere Befragte erklärten die maskenkritische Berichterstattung in freien Kommentaren damit, dass ein Mangel an Masken ein Grund für die Berichterstattung gewesen sein. Manche Journalisten sahen die maskenkritische Berichterstattung als Ausdruck gesellschaftlicher Verantwortung, um die Verfügbarkeit von Masken für medizinisches Peronal zu sichern und keine Unruhe in der Bevölkerung zu schaffen.
Wird diesen Erwägungen gefolgt, weisen sich Journalisten also eine betont staatstragende, politische Rolle zu, die sich nicht auf die Darstellung der Wirklichkeit fokussiert, sondern als Ausdruck einer erlebten Mitverantwortung für die Bewältigung der Krise zu sehen ist.
Die große Mehrheit der Journalisten, die sich von der Wirksamkeit von Gesichtsmasken überzeugt äußerten, gaben an, dass es keine Hindernisse gebe, hierüber auch zu berichten. Mit einer einzigen Ausnahme, wo ein Vorgesetzter eine positive Berichterstattung zu Masken verbat, gab es keinerlei weitere Angaben über dezidierten Druck, Verbote oder Gebote, über Masken in einer bestimmten Weise zu berichten.
Andererseits gab dennoch mehr als jeder dritte Befragte, der von einer Wirksamkeit der Masken ausging, an, dass es mehr oder weniger schwierig sei, hierüber zu berichten. Die Auswertung von Kommentaren zeigte aber, dass die erlebte Schwierigkeit vorwiegend von eigenen Skrupeln ausging, da negative Folgewirkungen der Berichterstattung (Verknappung von Masken) befürchtet wurden.
Es ergaben sich aus der Befragung insofern nahezu keine Hinweise auf explizite Zensur, wohl aber auf eine Art Schere im Kopf im Sinne einer besonderen Vorsicht zur Vermeidung von Nebenfolgen.
Besondere Berichterstattung in Krise legitim?
Man mag solche Überlegungen in einer Krisensituation wie der aktuellen Situation für legitim halten – meine grundsätzlichen Zweifel daran werde ich unten begründen.
Chancen auf frühe Eindämmung vertan
Zunächst möchte ich einen Befund der Umfrage herausgreifen, der eine gefährliche mögliche Nebenfolge einer solchen strategischen Berichterstattung auch nach Einschätzung der befragten Journalisten selbst aufzeigt:
- 50 % der befragten Journalisten stimmte der Annahme zu, dass die Epidemie hätte eingegrenzt werden können, wenn die Bevölkerung konsequent Masken getragen hätte. Nur 21 % erklärten diese Aussage für falsch
Ich halte die Einschätzung dieser 50 % für plausibe und vermutlich korrekt. Diese Einschätzung begründet sich auf die positiven Erfahrungen in Südkorea, Hongkong und Taiwan mit Masken, die negativen Erfahrungen in Singapore ohne Masken, sowie die wissenschaftlichen Befunde, die tatsächlich eine Wirksamkeit von Masken stützen.
Es ist nach meiner Lesart des wissenschaftlichen Forschungsstandes wahrscheinlich, dass Masken am Anfang der Epidemie einen wirksamen Beitrag zur Abflachung der Kurve hätten leisten können.
Mindestens wäre es nach meiner Einschätzung in der bestehenden Situation es wert gewesen, dies auszuprobieren, anstatt gegen die empirische Evidenz auf der Unwirksamkeit von Masken zu bestehen.
Wie aber hätte dieser Effekt je zum Tragen kommen sollen, wenn die Mehrheit der Medienberichterstattung der Bevölkerung erläutert, dass Masken gar nicht hilfreich seien?
Wenn Journalisten also aus staatspolitischem Verantwortungsgefühl ihre Berichterstattung anpassten und die Schutzeffekte von Masken leugneten oder verschwiegen, mögen sie am Ende dadurch das Gegenteil erzeugt haben, was sie wollten:
- kein besseres Management, sondern die Ausbreitung der Epidemie – einschließlich der Überlastung der Gesundheitssysteme, die in Südkorea, Taiwan, Japan und Hongkong vermieden werden konnte
Maskenproduktion nicht gefördert
Außerdem mögen Journliasten, die aus strategischen Gründen nicht über die Schutzfunktion der Masken berichtetn, zur Blockade bzw. zum zu langsamen Anlaufen einer weiteren Handlungsoption beigetragen haben:
- die Eigenproduktion von Masken durch die Bevölkerung
Dabei bewertete in der aktuellen Umfrage eine überragende Mehrheit der befragten Journalisten solche Maßnahmen von Regierungen, wie in Kuba, Tschechien oder auch Kambodscha, dezidiert als positiv.
Wenn aber der Bevölkerung erläutert wird, dass Masken nicht wirken, wie sollten solche Maßnahmen Tragfähigkeit erlangen und warum sollte die Bevölkerung die selbstgemachten Masken tragen? Solange die Medien in großer Mehrheit maskenkritisch berichteten, wurden dadurch diese Maßnahmen nach meiner Überzeugung, die Menschen durchaus früh ergriffen, in Ausmaß und Bedeutsamkeit ausgebremst.
Im Übrigen kann eine Berichterstattung, die die in Wirklichkeit insgesamt belegte Wirksamkeit von Masken leugnet, die politisch Verantwortichen und die Wirtschaft davon entlasten, alles Erdenkliche im Rahmen des Möglichen zu tun, um eine Versorgung der Bevölkerung mit Masken alsbald zu gewährleisten. Dass eine solche Versorgung keine Unmöglichkeit ist, zeigen zahlreiche asiatische Länder.
Schwächung einer offenen Gesellschaft
Angriff auf eine offene GesellschafIch sehe aber auch darüber hinaus grundsätzliche Bedenken gegen einen Jornalismus, der die Wirklichkeit nicht mehr beschreiben will, sondern sie aus strategischen Gründen verzerrt:
Untergraben wird damit das Vertrauen der Bevölkerung in die Medien als dritte Gewalt und damit das Vertrauen in eine offene Gesellschaft.
Vorschub geleistet wird für Verschwörungstheorien (“Lügenpresse”). Wenn in einer Krise Journalisten nicht mehr sauber recherchieren und nicht mehr bei der Wahrheit bleiben brauchen, dann würde letztlich folgen, dass offene und demokratische Strukturen für Krisen nicht geeignet sind. Ich halte dies für brandgefährlich.
Die sachlich unrichtige maskenkritische Tendenz der Berichterstattung hat insofern einer offenen Gesellschaft und damit auch einem Journalismus, der sich als ihren Ausdruck sieht, einen Bärendienst erwiesen.
Westliche Arroganz?
Als weitere Erklärungen für die lange dominierend maskenkritische Tendenz in der Berichterstattung ergibt sich eine eurozentrische Sichtweise:
Erfahrungen aus Asien wurden weniger ernstgenommen und es wurde sich nur von wenigen Journalisten um Interviews mit asiatischen Experten auf dem Gebiet der Bekämnpfung von Covid-10 bemüht. Dass die Erfahrungen von asiatischen Experten ausreichend gewürdigt worden seien, gaben nur 10 % der Befragten an.
Versagen des Journalismus?
Wenn Journalisten nur weiterverbreiten, was Behörden oder nationale Experten ihnen sagen, entsprechen sie nicht dem, was die Bevölkerung von ihnen und sie von sich selbst erwarten.
Insgesamt ergibt sich aus der Umfrage, dass bei der Mehrheit der Journalisten ein Problembewusstsein dahingehend besteht, dass die Berichterstattung in den Medien über Masken die Bevölkerung nicht in einem ausreichend fundierten, unabhängigen und wahrheitsgetreuen Ausmaß informiert hat.
Damit hat der Journalismus gemäß der Selbsteinschätzung der befragten Journalisten in dieser kritischen Zeit mehrheitlich versagt und hat die Möglichkeit verspielt, sowohl einen Beitrag zur wahrheitgetreuen Information der Bevölkerung als auch zur Eindämmung der Epidemie zu leisten.
Die Medien haben mit ihrer negativen Berichterstattungstendenz über Masken ihre Rolle als dritte Gewalt der Gesellschaft in der Krise letztlich nicht ausreichend wahrgenommen. Ihnen dies – das sehen die hier Befragten nach meiner Einschätzung völlig realistisch – Mitverantwortung dafür zuzuweisen ist, dass die Schutzfunktion von Masken bisher von den Rezipienten solcher Berichte nicht ausreichend erkannt und genutzt worden ist. Der Vorwurf ist nicht nur Behörden und einzelnen Experten zu machen, die jenigen, die darüber berichten, tragen bei fehlender kritischer Reflektion und Einseitigkeit der Expertenauswahl einen Teil der Mitverantwortung.
Selbstreflexion und Teilhabe
Ich erwarte eine noch stärkere Veränderung der Berichterstattungstendenz zu Gesichtsmasken, so dass die Bevölkerung vermutlich nunmehr mehr als drei Monate nach der Epidemie über tatsächlich bestehende Schutzmöglichkeiten ausreichend informiert wird.
Ich denke, dies muss allein deshalb geschehen, weil die Kontakteinschränkungen irgendwann gelockert werden müssen und sollen, dies aber ohne Masken längere Zeit schwerlich denkbar ist. Insofern wird man nach meiner Ansicht wohl gar nicht daran vorbeikommen, die Wirksamkeit der Masken einzugestehen und dies dann auch entsprechend zu berichten.
Ich hoffe aber zusätzlich, dass die Beteiligten über ihre eigene Rolle und ihre bisherige Berichterstattung reflektieren und die Öffentlichkeit an diesem Reflexionsprozess teilhaben lassen. Dies ist das Ziel auch meiner Umfrage und dieses Artikels.
Nur durch Reflexion und Teilhabe lassen sich nach meiner Überzeugung Wiederholungen vermeiden und Journalisten könnten künftig dazu in der Lage sein, ihrer Rolle als “dritter Gewalt” in einer offenen Gesellschaft besser gerecht zu werden – nicht durch endlose Wiederholung teils offensichtlich implausibler und widersprüchlicher Merksätze von Behörden und Instituten, sondern durch Recherche und wahrheitgemäße Berichterstattung.
06.4.202: Rechtschreibfehler korrigiert, Überschriften hinzugefügt, drei Referenzen ergänzt
Verantwortung sehen …
Verantwortung haben …
Verantwortung übernehmen …
Verantwortung tragen …
schöne Studie …
dranbleiben …
Vielen Dank für den ermutigenden Kommentar!
Hallo Herr Gebauer,
ich freue mich sehr über Ihre Umfrage wie überhaupt Ihre Beschäftigung mit dem Thema, war ich doch anfangs eine der wenigen, die in ihrem Berliner Kiez und bei der Arbeit in der Notbetreuung einer Schule Maske trug. (Als ehemalige Journalistin sehe ich auch Ihre saubere und umfangreiche Recherche und die katastrophalen Auswirkungen dieser gutgemeinten Lügen auf die Glaubwürdigkeit.) Kommentare reichten von “Nützt doch nüscht, sagen Kekulé und Drosten” bis “Haben Sie denn solche Angst?” (von meiner Vorgesetzten). Mein gesunder Menschenverstand wie der respektvolle Blick nach Asien rieten mir dennoch, eine Maske zu tragen. Ich habe auch eine von der Schneiderin geschickt bekommen, die mein Hochzeitskleid genäht hat…(meinen Ehemann habe ich über Gleichklang kennengelernt, und unsere Beziehung bewährt sich auch in dieser Zeit.)
Bleiben Sie dran! Und danke auch für die Beziehungstips!
Vielen Dank für diesen Zuspruch und Sie tun sicher gut daran, eine Maske zu tragen, wie hoffentlich auch Ihr Ehemann!
Na klar, auch dabei sind wir uns einig! Ich denke manchmal wie anstrengend es wäre, würden wir grundsätzlich anders über so wichtige Dinge denken…
Oben heißt es:
“Westeuropäer tragen kaum Masken, viele Asiaten schon”
Der Grund dafür könnte hier zu finden sein:
Bundesregierung schickt weitere Hilfslieferung nach China
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-02/coronavirus-china-deutschland-hilfslieferung-bundesregierung-epidemie-desinfektionsmittel-schutzkleidung
Außenminister Maas zur zweiten Lieferung von Hilfsgütern an China zur Bekämpfung der Corona-Epidemie
https://www.auswaertiges-amt.de/de/newsroom/maas-hilfsgueter-coronavirus/2307756
“Die zweite Hilfslieferung umfasst Schutzmaterial des Deutschen Roten Kreuzes an das Rote Kreuz Wuhan, persönliche Schutzausrüstung und Sprühgeräte für Desinfektionsmittel der Firma Scholz-Recycling GmbH für das Chinesische Rote Kreuz Chongqing, Schutzkleidung und Desinfektionsmittel der Firma Beiersdorf sowie Schutzanzüge der sächsischen Staatskanzlei (DRK Sachsen). Bei der Rückführung deutscher Staatsangehöriger aus Wuhan mit einem Flugzeug der Luftwaffe wurden am 01.02.2020 insgesamt 5,4 Tonnen Verbrauchsmaterial nach China gebracht (Schutzanzüge, Gummistiefel, Handschuhe, Masken, Schutzbrillen, OP-Hauben, Handschuhe sowie Spenden der Firma Beiersdorf).”
Und bei uns heißt es:
Tausende Ärzte und Pflegekräfte mit Coronavirus infiziert
https://www.sueddeutsche.de/politik/coronavirus-aerzte-pfleger-ansteckung-1.4865774
“Leider fehle aber derzeit Material zum Schutz der Beschäftigten, Patienten und Bewohner. Der Nachschub auf den Märkten sei nicht mehr gewährleistet, deswegen müsse man in Berlin nun neue Wege gehen. Die Berliner Krankenhausgesellschaft forderte deshalb Freiwillige auf, Textilmasken zu produzieren. “Aufgerufen sind Handwerker und Handwerksbetriebe, Unternehmen, Werkstätten und sonstige Einrichtungen, in denen Schneidertätigkeiten professionell erbracht werden”, hieß es in einer Pressemitteilung. Dazu gab es einen Link zu einer Nähanleitung.”
Nein, die Lieferungen waren extrem gering und umgekehrt hat China bei weitem mehr zurückgeliefert. Es liegt daran, dass wir alles auf die private Karte setzen und der Staat einfach nicht bereit ist, eine Maskenfabrik in Betrieb zu nehmen. Stattdessen werden Kommissionen eingerichtet, um mit der Privatwirtschaft über langfristige Abnahmegarantien zu verhandeln, bisher ohne Ergebnis.
Hallo Herr Gebauer,
danke für die Umfrage und die Beleuchtung der “strategischen” Berichterstattung aus psychologischer Sicht.
Ich habe den Verdacht, dass die Medien auch beim Thema Klimakrise größtenteils von stratigischen Überlegungen geleitet werden, statt von ihrer Verantwortung für sorgfältig recherchierte Information. Dabei ist es möglich auch über Krisen, die Menschen in Angst versetzen können, so zu berichten, dass Lösungsmöglichkeiten zumindest angedeutet werden, damit LeserInnen und HörerInnen nicht mit den bedrückenden Tatsachen allein gelassen werden.
Ich halte die strategische Berichterstattung für einen großen Fehler und bin überzeugt, dass diese letztlich Lösungen blockiert. Dadurch wachsen am Ende Angst und Misstrauen.
Hallo alle Interessierten!
Vielleicht kann jemand das Folgende ´mal kommentieren:
Es muss einen logischen Grund geben für die Maskierung der Gesamtbevölerung Deutschlands, denn hätte Politik/Regierung nur die Virus-Träger/Infizierten/Geheilten zum Tragen der FFPII-Masken verpflichtet, wäre die Eindämmung nahezu vollkommen gewesen. Beim Durchrechnen der aufzuwendenden finanziellen Mittel für die Testung der dann nachträglich nicht-mehr-Virus-verbreitende, wäre die og. Methode volkwirtschaftlich auch nicht so schlecht! Seid herzlich aus S.H. gegrüßt!!!!
Welcher o.g. Grund könnte es sein?????????
Man weiß nicht, wer infiziert ist, die Dunkelziffer ist das Mehrfache. Der Nobelpreisträger Paul Romer hat allerdings vorgerechnet, dass das 14 tägliche Testen der gesamten Bevölkerung der USA mit 100 Milliarden Dollar pro Jahr nach wie vor viel billiger wäre als die gegenwärtigen Maßnahmen. Dadurch könnte die Epidemie zum Erliegen gebracht werden. Unsere Gesellschaft hat sich aber entmachtet, weder kann die Regierung Schutzmasken produzieren noch ist man zur Testung bereit.
Ntürlich weiß “man” wer infiziert ist und war!!! Sämtliche ehemaligen und jetzigen Patientendaten liegen vor und die Einfachheit der obigen Idee ist so bestechend, dass nur der Zeitfaktor eine Rolle spielt und das damit verbundene Totschlag-Argument der “Dunkelziffer” kann wisseschaftlich nur eine verschwindend geringe Rolle spielen! Machen ist das Stichwort!
Nein, es gibt eine riesige Dunkelziffer.
Ich wohne in der Schweiz und habe erst vor 2 Wochen 10 Stück bekommen in der Apotheke. Und jetzt wenn welche da sind, sind die schnell weg. An Anfang wurden die Masken und Desinfikationsmittel reihenweise in den Spizälern geklaut und das in Bern. Ich empfinde Bern eher als Dprf als als Stadt. Daher war ich sehr schockiert dass man sogar für vorgesehene Operationsmaterial die sachen klaut.
Wann ich Unterwegs war, nicht zu Stosszeiten im Bus hat man wirklich genügend Abstand halten können. Wenn aber wieder mehr wird muss ich meine Maske mehrmals verwenden. Bis zu 8 Stunden könne ich Sie tragen erklärte mir die Apothekerin und mehrmals gebräuchlich.
So ist es doch ein Witz Masken zu tragen, den bei jeder Berührung kontaminiere ich sie ja. Und wenn Sie zu klein ist wie beim Coiffeur rutschte die mir in die Augen und Kinnpartie war Sie weg, also nach unten ziehen. Aber so bin ich mit meinen Händen am Bart und Gesicht, dass man ungewaschen nicht anfassen soll.
Hinzu kommt ich durfte Bart schneiden und in Deutschland nicht. Auch musste ich nicht Haare waschen.
Es ist einfach lustig solche verschiedenen Regeln. Ich denke es ist keine Masken Pflicht weil wir zu wenig hatten ooder noch schlimmer die beim Deutschen Zoll blieben weil wir nich EU Land sind. Ich fand dass sehr Diskriminierend, gerade zu diesen Zeiten zu Politisieren.
Es ist mir auch Aufgefallen dass das ganze EU nicht funktioniert hatte, jedes Land schaut für sich und hat eigene Regeln konzipiert. Ich kenne mich zuwenig mit den ganzem Recht aus, aber auf einmal heisst in jedem Land wir und nicht Europa.
Gerade auch für EU Pärchen die sich nicht sehen dürfen ist es hart.
Ferien im eigenen Land ja gut und recht, aber wenn der Schatz nicht in der Nähe ist ist es nicht schön sondern traurig und einige werden Depressiv davon.
Meine Schlussfolgerung keine Maskenpflicht für die Schweiz, weil wir keine hatten und jetzt zuwenige haben.
Für Menschen mit wenig Geld gehen sie ins Geld -.80 rappen. 100Stück 80. Franken ist schon viel wenn man zur Risikogruppe gehört die Hilfe vom Staat bekommen.
Hygiene Handschuhe gibts auch fast keine mehr.
Also wie soll man dann Masken und Handschuhe anziehen wenn keine zu kaufen sind
Bei jeder Berührung würden Sie ohne Maske direkt ihren Mund und Nase kontaminieren, das ist schlimmer. Sie können Masken ohne weiteres mit reinem Alkohol einsprühen und wiederverwenden. Das tun die Menschen in Asien auch. Sie sollten sich vor dem Tragen der Maske die Hände waschen oder alkoholhaltiges Geld verwenden. Nach dem Abnehmen der Maske diese mit Alkohol einsprühen (kann man in kleiner Parfümflasche immer mit sich tragen) und danach wieder die Hände waschen oder Alkoholgel verwenden. Eine Stoffmaske ist wesentlich besser als keine Maske und sie können Sie sich aus Geschirrtüchern herstellen, das hält Viren besonders gut fern. Natürlich ist es ein Versagen der Gesellschaft und der Politik, dass nicht einfach für jeden genug Atemschutzmasken vorhanden sind. Dann wäre diese Epidemie schnell vorbei, wenn es mit Händewaschen kombiniert wird.