Schützen Masken?
Die Position in Asien
Anders als in Europa sind in weiten Teilen Asiens Bevölkerung, Regierung und Ärzteschaft davon überzeugt, dass das Tragen von Gesichtsmasken einen signifikanten Schutzeffekt vor der Infektion mit Covid 19 hat.
In der Stadt Wuhan flogen gar Dronen hinter Personen hinterher, die keine Masken trugen, und forderten diese auf, sofort nach Hause zu gehen und eine Maske aufzusetzen. Der chinesische Präsident war ebenfalls mit Gesichtsmaske zu sehen. Übrigens hat China heute erstmals Null Neuinfektionen in Wuhan berichtet.
Die China Morning Post berichtet zum Thema Masken hierzu eine Beobachtung über die reihenweise Ausbreitung der Erkrankung in einem Bus zu Beginn der Krise, die offenbar von einem einzigen Infizierten ausging – dies zu einer Zeit als noch nicht jeder eine Gesichtsmaske trug:
- bis zu einer Entfernung von 4,5 Metern kam es in diesem besonderen Innenraumsetting zu Infektionen. Aber – und dies ist der eigentlich interessante Befund – keine einzige Person, die eine Gesichtsmaske trug, befand sich unter den Neuinfizierten
Zwei wichtige Schlüsse legt dies nach:
- die Distanz 1-2 Meter ist nicht unbedingt sicher, jedenfalls nicht in Innenräumen. Dies unterstreicht, wie wichtig die räumliche Distanzerung wirklich ist. Glauben Sie nicht, Sie sind in einem Restaurant bei 1,5 Meter Abstand wirksam geschützt
- Masken haben offenbar eine Schutzwirkung, wenn wir uns mit Menschen zusammenbefinden, die infiziert sind. Durch das Tragen von Masken reduzieren wir unser individuelles Risiko und schützen die anderen, wenn wir unwissentlich infiziert sein sollten
Die englische Zeitung Guardian fasst Forschungsbefunde zu dem Thema dahingehend zusammen, dass Gesichtsmasken das Übertragungsrisiko um ungefähr das fünffache reduzieren.
Eine Meinung aus Kuba
Richten wir unseren Blick auf eine andere Erdregion und ein anderes politisches System, nämlich Kuba. Denn hier finden wir eine interessante Entwicklung:
- es gibt, wie in Europa und den USA, für die Bevölkerung nicht genügend Gesichtsmasken. Die Regierung unternimmt daher neben dem Hochfahren der Produktion aktuell eine landesweite Kampagne, die Bevölkerung zu unterrichten, wie sich jeder aus Leinen selbst eine waschbare Gesichtsmaske herstellen kann
Man kann über das kubanische System sagen, was man will. Aber unstrittig ist, dass das Thema Gesundheit der Bevölkerung der Regierung seit jeher besonders am Herzen liegt. Hier hat Kuba enorme Errungenschaften vorzuweisen und verfügt neben einer sehr hohen durchschnittlichen Lebenserwartung sogar über eine hochmoderne medizinische Forschung, beispielsweise in der Krebsmedizin.
Die kubanische Regierung wird sich also sicherlich sehr gut medizinisch beraten haben, als sie sich zur landesweiten Kampagne für die Selbstherstellung von Atemmasken entschied. Als enger Verbündeter Chinas hat wohl auch der Rat Chinas eine Rolle gespielt.
Kurz zusammengefasst ist der Standpunkt in Asien, aber eben auch in Kuba, der Folgende:
- die Infektion wird vorwiegend über Tröpfen übertragen. Jede physische Barriere ist daher hilfreich und reduziert mindestens die Anzahl der Viren, die übertragen werden, was das Risiko einer Infektion mindert
Europa und USA
Demgegenüber gilt in Europa und den USA – wie ich es in der Presse lese – vereinfacht folgende Empfehlung:
- Kranke sollen Masken tragen, um die Gefährdung anderer zu reduzieren
- Ärzte und Pflegekräfte sollen Masken tragen, um sich und die Patienten zu schützen
- Gesunde (oder scheinbar Gesunde!) sollen Masken tragen, wenn sie direkten Umgang mit einem anderen Kranken haben
- Gesunde (oder vermeintlich Gesunde), die keinen Umgang mit einem Kranken haben, sollen keine Masken tragen, weil dies angeblich nicht hilfreich sei oder (hilfsweise argumentiert) nur einen kleinen Effekt habe
Vergleicht man diese Argumentationen fällt sofort eines auf:
- die asiatische Argumentation ist logisch konsistent
- die europäische und US-amerikanische Argumentation ist logisch widersprüchlich und willkürlich
Drei Aspekte belegen dies nach meiner Einschätzung hinreichend:
- eines der Hauptprobleme ist die enorme Dunkelziffer der Infektion. Die Menschen wissen gar nicht, dass sie infiziert sind. Infizierte sollen aber auch nach europäischer und US-amerikanischer Empfehlung Masken tragen. Dies geschieht aber nur dann, wenn wie in China in den betroffenen Gebieten jeder eine Maske trägt. Nur wenn jeder eine Maske trägt, ist gesichert, dass auch die Infizierten eine Maske tragen
- es ist völlig unverständlich und widersinning, warum das Tragen einer Maske durch einen Gesunden schützend sein soll, wenn er mit einem (bekannten) Kranken umgeht, nicht aber wenn er mit einem (unbekannterweise) Kranken umgeht
- unklar ist auch, warum Masken medizinisches Personal und deren Patienten bis zu einem gewissen Grad schützen können sollen, nicht aber die Normalbevölkerung und ihren sozialen Umgang, unter denen sich ebenfalls Infizierte befinden
Für Asien empfehlen übrigens die deutschen Botschaften den sich dort aufhaltenden Staatsbürgern das Tragen von Gesichtsmasken, um der asiatischen Position entgegenzukommen und keine negative Aufmerksamkeit zu erzeugen. Jedenfalls erhielt ich soeben ein entsprechendes Schreiben der Botschaft in Kambodscha.
Es ist aber ehrlich gesagt nicht nur die asiatische Empfindlichkeit, die hier verletzt wird, es ist auch meine Empfindlichkeit, die dadurch verletzt wird, wenn Europäer und Amerikaner hier in Phnom Penh nach wie vor selbst an dicht besetzten Orten (z.B. in Arztpraxen, an Bankschaltern oder in Supermärkten) keine Masken tragen, während dies nahezu jeder Kambodschaner, Chinese, Japaner oder Koreaner mit Selbstverständlichkeit und aus gutem Grund tut.
Womöglich bin ich auch 4 Jahre nach meiner Auswanderung schon zum Asiaten geworden.
Psychologische Auswirkungen von Masken
Die Maske ist ein Objekt, welches ein gewisses Fremdkörpergefühl mit sich bringt. Dies bringt immer wieder in Erinnerung in welcher Situation wir uns befinden und fördert damit vorsichtiges Verhalten in jeder Situation. Auch das Anfassen des Gesichts wird hierdurch gemindert, wenn man sich dies explizit vornimmt und auch daran durch das leichte Fremdkörpergefühl häufiger erinnert wird.
Das Tragen der Maske wird in Asien zudem als Zeichen der Solidarität verstanden und als Signal zur Umsetzung der räumlichen Distanzierung.
Masken in diesem Sinne vermitteln keine falsche Sicherheit, sondern sind zusätzlich ein Instrument, um vorsichtiges Verhalten und räumliche Distanzierung zu fördern.
Die Maske als Barriere macht deutlich, dass es Zeit für räumliche Distanz ist und direkter Gesichts-Kontakt jetzt nicht erwünscht ist. Auch ärgerliche Gewohnheiten, wie das Fingernägelkauen, die in diesen Zeiten gefährlich sind, werden durch die Maske wirksam blockiert.
Strategische Frage
Warum wird in Europa und in den USA eine derartig widersinnige Position vertreten?
- offenbar entspringen die Empfehlungen der Tatsache, dass Maken sonst für das medizinische Personal knapp werden könnten. Man will dem Andrang auf Masken entgegenwirken, um die Versorgung mit Masken für das medizinische Personal zu sichern.
Und damit kommt für mich erneut Kuba ins Spiel:
- der logische und konsistente Standpunkt ist, dass jede Form physischer Barriere hilfreich ist. Weil aber nicht genügend Masken da sind, wird die Bevölkerung aufgefordert, sie sich selber herzustellen
Warum sollten sich die Menschen in Europa und den USA hierfür zu schade sein? Sind wir so verwöhnt, alles geliefert zu bekommen, dass wir lieber Risken in Kauf nehmen und widersinnig argumentieren, anstatt zur Selbsthilfe zu greifen?
Die Flüchtlinge in Griechenland haben keine andere Wahl. Sie haben längst mit der Eigenproduktion begonnen.
Bin ganz Ihrer Meinung. Jedoch scheint das Maskenthema in der öffentlichen Diskussion durch zu sein. (bei uns in Österreich). In anderen Foren wird man nur noch “gebasht” wenn man das Maskenthema anspricht.
Wobei gerade die US-amerikanische Regierung andeutet, dass es doch richtig sein mag, eine Maske zu tragen. Zudem hat eine chinesische Delegation in Italien u.a. kritisiert, dass viele Leute keine Masken tragen. Das ist dieser Delegation, die helfen will, die Krise zu meistern, nicht nachvollziehbar.
Maske ist nicht gleich Maske. Viele Lappen, die sich die Menschen jetzt vor die Nase binden, schützen nur insoweit, dass sie bei einer “feuchten Aussprache” verhindern, dass dem Gegenüber mit Krankheitserregern angereicherte Speicheltröpfchen direkt auf Mund, Nase oder Augen befördert werden. Der Eigenschutz steht und fällt mit der Leckage, also welcher Anteil der eingeatmeten Luft nicht durch die Maske, sondern daran vorbei in die Atemwege strömt. Wenn ein Infizierter beispielsweise niest oder hustet, ohne vorgehaltene Hand (pfui!) oder in die Armbeuge (löblich), wird die Luft mit lungengängigem, virushaltigem Aerosol angereichert, welches ohne große Probleme durch die Undichtigkeiten der Maske in die Lunge gerät. Hier helfen wirklich nur sehr dicht sitzende FFP3-Masken mit entsprechend hohem Atemwiderstand. Aber gleich welche Maske man trägt, wiegt man sich in trügerischer Sicherheit. Schnell ist der Finger am Auge oder an der Nase, weil es juckt. Und je nachdem, wo der Finger vorher war, werden Erreger unbewusst an die Schleimhäute befördert und machen jeden Schutz wieder zunichte.
Schutzmasken sind, wie der Artikel deutlich herausstellt, in vielen Ländern Asiens etabliert und gesellschaftlich akzeptiert. In meiner Heimatstadt sind mir bislang nur Menschen mit asiatischem Aussehen begegnet, die eine Maske trugen. Hierzulande herrscht eine andere Mentalität. Wer eine Maske trägt wird angefeindet (“Was, Du willst meine Erreger nicht?”).
Ohne Maske fassen sich Menschen im Durchschnitt mehrere hundert Mal pro Tag im Gesicht an. Durch die Maske wird dies letztlich reduziert. Dabei sollte man aber natürlich genau darauf achten, die Schutzwirkung nicht durch Anfassen zu verringern. Es ist völlig richtig, dass die Schutzwirkung von der Qualität der Maske abhängt. Allerdings reduzieren auch Masken mit geringer Qualität das Ausmaß der “feuchten Aussprache” und der in ihnen enthaltenen Viren, die an unsere Schleimhäute kommen. Richtig ist, dass beispielsweise durch eine Brille auch ein besserer Augenschutz gewährleistet werden kann.
Ich fasse mir oft ins Gesicht. Mit Maske würde mir das tatsächlich mehr auffallen und mich wahrscheinlich abhalten. Desweiteren erscheint mir logisch, dass auch eine selbergemachte Maske trotzdem den Effekt hat keine bzw weniger Tröpfchen an die Umgebung zu “versprühen”
Finde fatal und merkwürdig, dass es zwar eine Versammlungeinschränkung gibt aber keine Maskenpflicht. Mit Maske gäbe es mehr Schutz als ohne. Wer einen Supermarkt betrifft sollte zur Maske verpflichtet werden. Da haben wir dann aber wieder das Problem mit der Angst vor der Verschleierung.
Ich sehe das ebenso.